Samstag, 3. März 2018

heise-online.de: Zeit-Synchronisation per Stromnetz - Energieknappheit lässt Uhren nachgehen


Viele Radiowecker und stromnetzgespeiste Uhren etwa in Mikrowellenherden nehmen die nominelle Frequenz der Netzspannung von 50 Hertz als Taktgeber. Das ist billiger als zusätzlich einen frequenzstabilen Quarzoszillator einzubauen. 

Solche Synchronuhren gibt es schon seit der elektromechanischen Ära und bisher hat die Konstanz der Netzfrequenz für eine mittelfristig zuverlässige Zeitanzeige ausgereicht. 

Das scheint sich zurzeit zu ändern: Laut Leserberichten sind solche Uhren in den vergangenen Tagen immer weiter hinter die über andere Systeme (Langwellenfunk, DCF77 oder Internet, NTP) verbreitete gesetzliche Zeit zurückgefallen.

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Netzsynchronisierte Uhren nutzen nun eben diese schwankende Frequenz als Taktgeber. Dass diese Uhren inzwischen mehrere Minuten nachgehen, ist ein Indiz dafür, dass seit Längerem zu wenig sogenannte Regelleistung aus kurzfristig zuschaltbaren Quellen wie etwa Gaskraftwerken ins Netz gespeist wird.
Netzfrequenz Histogramm 28.2.2018
Die Netzfrequenz lag am 28.2.2018 oft ein gutes Stück unter den nominellen 50 Hertz. (Bild:  netzfrequenz.info)
Der Leistungsmangel scheint aktuell ein Dauerzustand zu sein, was Statistiken wie das Frequenzhistogramm auf netzfrequenz.info andeuten: Am gestrigen 28. Februar 2018 lagen die meisten Einzelwerte unter 50 Hz. Auch zum Mittag des 1. März 2018 zeigte die Netzfrequenz eine Tendenz in Richtung zu niedriger Werte (siehe Bild oben). Der Schweizer Versorger Swissgrid beziffert am 1.3.2018 die aufgelaufene Abweichung der Netzzeit gegenüber der gesetzlichen Zeit auf mehr als 5 Minuten.
Über den Grund für die zu geringe Regelleistungszuführung können wir nur spekulieren. Eine Anfrage von heise online an den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) blieb bis Redaktionsschluss dieser Meldung unbeantwortet.

https://heise.de/-3984126

(Quelle: heise.de)

Ertragsübersicht Februar 2018